COMPLOJ, Atelierbau
Das österreichisch-finnische Architekturbüro Berger + Parkkinen setzte ein sehr spezielles Projekt für den Atelierbau des Glasbläsers Studio Comploj in Wiens 18. Bezirk um. Dabei wurde auf nachhaltiges Bauen im Bestand gesetzt, die vorhandenen Gebäude und die alten Bäume bewahrt und gleichzeitig eine neue Nutzung geschaffen.
Dieses Projekt zeigt, wie aus ungenutztem Leerstand, auch heute wieder funktionale Produktionstätten – in diesem Fall ein Handwerksatelier – im städtischen Raum entstehen kann. Mit geschickten Maßnahmen gelang es, etwas Besonderes zu entwickeln und die Gebäude zusätzlich an zeitgemäße Komfort- und Energiestandards anzupassen.
Die ArchitektInnen von BERGER + PARKKINEN sind bekannt für ihr umfangreiches Wissen zu nachhaltiger Bauweise.
Dass nachhaltiges Bauen keine Frage des Maßstabs, sondern je nach Anforderung umsetzbar und leistbar ist, zeigen sie mit diesem charmanenten Kleinod in Wien-Währing.
Das Atelier Comploj, unter der Leitung des Glasbläsers Robert Comploj, nutzt diese neugeschaffene Oase als Werkstatt, Schau- und Verkaufsraum sowie als Wohnhaus mit einem idyllischen Garten für seine Familie.
Im Hinterhof des Grundstücks befanden sich drei Bestandshäuser aus der Nachkriegszeit, die wir hier als Haus A, B und C bezeichnen. Haus A, eine Halle in Stahlbetonrahmenkonstruktion, ist dreiseitig an der Grundstücksgrenze positioniert und über Dachverglasungen belichtet.
Das angrenzende Haus B, mit Erdgeschoss in Ziegelmauerwerk und Holzdecke, verfügte über eine Holzdachstuhlkonstruktion und wurde durch einen Anbau mit Pultdach an die östliche Grundgrenze angebunden. Haus C war ein eingeschossiger Flachbau mit Flachdach, hier im Bild oben rechts, der ursprünglich als Büro genutzt wurde.
Aus dem vormals wenig ansehnlichen Hinterhof wurde dank des einfallsreichen Umbaus durch Berger + Parkkinen ein wahres Kleinod. Eingebettet zwischen Nachkriegswohnungen der Nachbargrundstücke verbessert das neugestaltete Ensemble die Aufenthaltsqualität aller. Der alte Baumbestand konnte ebenfalls erhalten werden und wurde durch Neupflanzungen geschmackvoll erweitert.
Die Werkstatt mit dem Hochofen bildet das Herzstück im Inneren. Die Deckenfenster lassen Tageslicht ins Atelier strömen und machen die Produktionsstätte zur spektakulären Entstehungskulisse für die Kreationen von Robert Comploj.
Daran angeschlossen ist der ebenfalls ebenerdig und zum Garten orientierte Schau- und Verkaufsraum. Dieser ist als Galerieraum mit bodenlangen Fenstertüren und viel Platz für die Glasskulpturen, die durch Licht ganz besonders zur Geltung kommen, konzipiert.
Dieses Projekt veranschaulicht nicht nur die gelungene Erhaltung und Transformation von Bestandsgebäuden, sondern auch die Schaffung einer einladenden, vielseitigen Umgebung für Kunst, Handwerk und Familie.
STUDIO COMPLOJ
1180 Wien, Martinstraße 28
Zubau und Umbau im Bestand
Auftraggeber: Bull Bau GmbH
Betreiber: Glashütte Comploj
Architekten und Generalplaner: Berger+Parkkinen Architekten, Wien
Architektur: Alfred Berger, Tiina Parkkinen
Projektleiter: Lucas Schuh
Projektteam: Lukas Rückerl, Frane Trebotic, Fanni Aliz Florian, Domna Maria Katsani
Konsulenten:
Landschaftsarchitektur: Lindle Bukor OG
Statik: DI. Reinhard Schneider
HKLS-Planung: TB I. Obkircher
Bauphysik: iC consulenten Ziviltechniker GesmbH
Brandschutz: Baumeister Dipl. Ing. Alexander KUNZ, MSc
Gebäudedaten:
Bruttogeschossfläche: 850 m2
Nutzfläche: 760 m2
Bebaute Fläche: 566 m2
Grundstücksgröße: 1360 m2
Planungsbeginn: 2019
Baubeginn: 2022
Fertigstellung: 2023
Hersteller/Produkte
Schlosser: Unterfurtner GmbH
Tischler: GCT GmbH
Fotos: Wolfgang Thaler